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Unsere erfolgreichsten Ausgründungen

Weltberühmte und beeindruckende Beispiele für einen frühen Gründerimpuls an der Hochschule. 

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Bastian Nominacher · Co-Founder & CO-CEO

CELONIS

Vom Studentenprojekt zum Decacorn

27. April 2023

 

Matthias Hilpert: Hallo Bastian! Es freut mich sehr, dass wir heute über UNIPRENEURS und insbesondere die Ausgründung von Celonis aus der Hochschule sprechen können. Celonis ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiter:innen und einer Bewertung von über 13 Milliarden Euro zweifellos die erfolgreichste Ausgründung im deutschen Digitalbereich. Lass uns jedoch zunächst am Anfang beginnen und uns deinen Weg vom Studenten zum Unternehmer anhören. Welche Professoren haben hierbei eine Rolle gespielt?

Bastian Nominacher: Hallo Matthias, ich freue mich ebenso sehr und bedanke mich für Euer Interesse. Die Hochschule hat für uns einen entscheidenden Beitrag geleistet, nicht nur in Bezug auf unsere Ausbildung und Fähigkeiten - Alexander Rinke ist Mathematiker, Martin Klenk ist Informatiker und ich bin eine Mischung aus Wirtschaftsinformatiker und Finanzmathematiker - sondern auch insbesondere auf die Gründung von Celonis selbst. Wir sind dafür extrem dankbar. 

Unsere Wege haben sich in der studentischen Unternehmensberatung ‘Academy Consult’ gekreuzt, als wir an einem Projekt mit Josef Spitzlberger, dem IT-Leiter des Bayerischen Rundfunks, gearbeitet haben. Er hatte mit Herausforderungen in seinem IT-Serviceprozess zu kämpfen, wie beispielsweise blockierte Drucker oder vergessene Passwörter, deren Behebung zum Teil bis  zu fünf Tage dauerte, was natürlich inakzeptabel war. Wir sind zuerst mit klassischen Beratungsmethoden wie Interviews und Brownpaper-Sessions an die Aufgabe herangegangen. Dabei  wurde uns aber schnell klar. Von zehn Leuten würden wir hierzu zwölf Meinungen bekommen. Also machten wir uns daran, andere Lösungsmöglichkeiten auszuloten. 

Im Studium hatten wir uns mit der Grundlagenforschung von Professor Wil van der Aalst, damals Professor an der TU Eindhoven und heute an der RWTH Aachen, im Bereich Process Mining beschäftigt. Basierend auf seiner Forschung entwickelten wir Algorithmen und innerhalb von  drei Monaten war die erste Version von Celonis geboren. Mit dieser Software konnten wir die Zeitspanne von der Eröffnung bis zum Lösen der IT-Tickets von fünf Tagen auf 24 Stunden verbessern. Josef Spitzlberger und der Bayerische Rundfunk waren begeistert von den Ergebnissen. Diese positive Resonanz ermutigte uns, Celonis zu gründen.

Wir haben dann das “Projekt Celonis” auch Professor Helmut Krcmar vorgestellt, der mein Masterstudium betreute und uns in der Entscheidung zur Gründung bestärkte. Als akademischer Mentor begleitete er uns bei der Beantragung des EXIST-Stipendiums. Dadurch konnten wir uns ein Jahr lang vollständig auf die Weiterentwicklung von Celonis konzentrieren und erhielten in dieser Zeit viel Unterstützung und wertvollen Rat von ihm.

Das akademische Umfeld war also in den Gründungsanfängen von großer Bedeutung für uns, insbesondere auch die UnternehmerTUM mit Helmut Schönenberger und Christoph Zinser vom Forschungs-Transfer-Referat der LMU. Aber auch heute spielen die Universitäten eine wichtige Rolle für uns, da sie uns den Zugang zu Talenten ermöglichen. An der TU allein gibt es über 7.000 Informatikstudierende, aus denen wir einen großen Teil unserer unglaublich talentierten Celonauten rekrutieren.

Matthias Hilpert: Kannst Du noch etwas tiefer eingehen auf die Interaktion mit Professor Krcmar, welche Art der Unterstützung gab es?

Bastian Nominacher: Er hat uns auf vielfältige Art und Weise unterstützt. Insbesondere als Mentor hat er viel Zeit investiert und uns in allen Aspekten der Unternehmensgründung begleitet, von der Ausarbeitung der Strategie über die Entwicklung des Business-Modells bis hin zum Produkt. Darüber hinaus konnten wir für unsere ersten internen Meetings und Workshops auch Seminarräume der Universität nutzen. 

Das hohe Renommee von Professor Krcmar hat uns sicherlich auch beim Gewinnen der ersten Kunden geholfen. Trotz seines vollen Terminkalenders als vielbeschäftigter Professor hat er es sich nicht nehmen lassen, uns in dieser frühen Phase regelmäßig zu treffen und die Strategie mit uns zu besprechen. Das war extrem wertvoll für uns und wir sind sehr dankbar dafür.

Matthias Hilpert: Wie ist bei Euch der Gedanke zur Gründung entstanden? Gab es diesen schon vor dem Projekt in der studentischen Unternehmensberatung oder erst im Nachgang?

Bastian Nominacher: Die studentischen Unternehmensberatungen bieten tolle Möglichkeiten, zu lernen und haben in Deutschland schon viele erfolgreiche Unternehmer hervorgebracht. Unser Mut zur Gründung von Celonis entstand hauptsächlich aus dem Erfolg des Projekts beim Bayerischen Rundfunk. Ursprünglich war es nicht unser Plan ein Unternehmen zu gründen. Wir hatten ja bereits sehr gute Jobangebote von Google und McKinsey. Aber die Begeisterung, die das Projekt ausgelöst hatte, und der riesige Markt motivierten uns, es einfach zu versuchen. Zu diesem Zeitpunkt war es auch sehr hilfreich, dass wir schnell Mentoren wie Professor Krcmar fanden, die uns in dieser Entscheidung bestärkten. Im Vergleich zu heute gab es damals noch nicht so viel Aufmerksamkeit für das Thema Startups. In unserem Jahrgang waren wir wohl die einzigen Gründer.

Matthias Hilpert: Wie wichtig war die Unterstützung von Professor Krcmar für Euch als Gründerteam?

Bastian Nominacher: Herr Professor Krcmar war sehr bedeutend für uns und die Gründung von Celonis. Die Unterstützung von so einem renommierten Professor und in diesem Ausmaß war auch eine wichtige Bestätigung für uns als Gründer, dass unser Vorhaben Potential hat.

Matthias Hilpert: Gab es noch weitere Berührungspunkte mit Professor van der Aalst?

Bastian Nominacher: Absolut, er war unser großes Idol im Bereich Process Mining und nach einigen Jahren habe ich eine “Pilgerreise” nach Eindhoven gemacht und mich mit ihm getroffen. Er kannte Celonis da bereits, weil viele seiner Doktoranden mittlerweile bei Celonis arbeiteten. 


Seit 18 Monaten ist Professor van der Aalst Chief Scientist bei Celonis und wir sind sehr stolz, dass wir ihn für uns gewinnen konnten. Er ist Europas meist zitierter Informatikprofessor und weiterhin an der RWTH als Professor tätig, aber treibt nun auch mit uns die neuesten Innovationen auf dem Gebiet Process Mining voran. Diese Zusammenarbeit ist sowohl für Celonis als auch für die führende wissenschaftliche Forschung in dieser Disziplin von besonderer Bedeutung. 

 

Matthias Hilpert: Arbeitet Celonis auch anderweitig mit Hochschulen zusammen?

Bastian Nominacher: Ja, die Kollaboration mit Hochschulen ist uns sehr wichtig. Wir investieren sehr umfangreich über unsere ‘Academic Alliance’, bei der wir weltweit mit über 800 Hochschulen zusammenarbeiten. Hier verzahnen wir die Forschungsaktivitäten und unterstützen auch die Lehre mit kostenlosen Celonis-Lizenzen und Trainingsmaterialien, mit denen bereits über 250.000 Studierende arbeiten. Wir sehen nun auch schon über 20 Ausgründungen von Wissenschaftlern zusammen mit ehemaligen Celonauten und so schließt sich der Kreis dieser sehr erfolgreichen Symbiose.

 

Matthias Hilpert: Was können aus Deiner Perspektive Hochschulen und Professoren tun, um Unternehmertum heute noch besser zu fördern?

Bastian Nominacher: Ich denke, das Wichtigste ist, Mut zu machen und den Studierenden neben einer akademischen Karriere oder der Laufbahn als Angestellte auch den Weg ins Unternehmertum aufzuzeigen. Dies kann insbesondere durch Vorbilder erreicht werden, sowohl durch Professoren an der Universität selbst, als auch durch Unternehmer, die zu Vorlesungen eingeladen werden und von ihren Erfahrungen berichten.

Darüber hinaus kann die Hochschule den Weg in die Selbständigkeit erleichtern, indem sie eine gründungsnahe Ausbildung und Businessplan-Wettbewerbe anbietet sowie Infrastruktur und Labore zur Verfügung stellt. Die UnternehmerTUM und das MakerLab hier in München sind dabei vorbildlich. Bedeutend ist auch der Aufbau eines Ökosystems, mit der Einbeziehung von Business Angels, Venture Capital Funds, lokalen etablierten Unternehmen und auch Gründer-Alumni.

Unternehmertum sollte als ein ebenso spannender wie gangbarer Karriereweg aufgezeigt werden. Gerade in Deutschland mit seiner Ingenieurs- und Innovationskultur gibt es dafür auch seit langer Zeit eine große Tradition.

 

Matthias Hilpert: Wie können Professoren den Studierenden und LehrstuhlmitarbeiterInnen Mut machen, in Richtung Unternehmertum zu blicken?

Bastian Nominacher: Zu Beginn hilft es erstmal, die Gründung überhaupt als Option aufzuzeigen, natürlich mit allen Möglichkeiten und Herausforderungen. Dies muss immer wieder deutlich hervorgehoben  werden. Außerdem ist es wichtig, aufzuzeigen, wie eine Unternehmensgründung in der Praxis funktioniert. 

Professoren können dabei ein wichtiges Vorbild sein, denn jeder Professor agiert als Einwerber von Drittmitteln quasi wie ein Unternehmer und verfügt zudem über einzigartiges Know-how in seiner Disziplin. Im Gegenzug kann die Zusammenarbeit mit Gründern und Startups auch  für Professoren äußerst erfüllend sein, da sie ihre Ideen direkt in die Praxis umgesetzt sehen, insbesondere wenn am Ende viele Menschen von der Lösung profitieren.
Die Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft ist in unserer Gesellschaft von außerordentlicher Bedeutung, und hier gibt es in Deutschland noch sehr viel Potenzial.

Matthias Hilpert: Vielen Dank Bastian für Deine inspirierenden Worte und weiterhin viel Erfolg für Dich und das gesamte Celonis Team!

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